„Du kannst jetzt nicht gehen!“ Eine gewisse Panik schwang in Brenos Stimme mit. „Wolle hat sich gerade krank gemeldet und die Lieferung muss heute noch raus.“
„Natürlich kann ich gehen. Und ich gehe jetzt. Ich habe meine Schicht geleistet, ich bin müde und werde jetzt mit einem Bier meinen wohlverdienten Feierabend genießen.“ Paul wandte sich zur Tür.
„Wenn du jetzt gehst“, sagte der Chef, „dann kannst du deine Papiere direkt mitnehmen. Dann bist du gefeuert. Wegen Arbeitsverweigerung.“ Seine Stimme war jetzt wieder etwas fester. „Du hast gar keine Wahl, Paule. Du musst diese Tour machen, ansonsten sind wir aufgeschmissen.“
Paul drehte sich langsam um und lächelte. „Irrtum! Ich habe immer eine Wahl.“ Er machte eine Pause. „Glaube ja nicht, dass ich an diesem Job hänge. Wenn du mich feuerst, stehst DU auf dem Schlauch und ich habe morgen einen neuen, wahrscheinlich sogar besseren Job. Wenn ich diese Tour noch mache, dann nur weil ich es will, nicht weil du es so willst. Das begreifst du gar nicht, oder?“ Er hielt wieder kurz inne, wie um zu überprüfen, ob seine Worte ankamen. „Es ist meine Entscheidung. Alles was du tun kannst, ist mich zu bitten. Frag mich, ob ich – und zwar dir zuliebe – bereit bin, die Tour zu machen.“
Paul schaute ihm offen ins Gesicht und wartete. Breno schien vor seinen Augen um einen halben Kopf zu schrumpfen. Man sah, wie er mit sich kämpfte. Durch seine zusammen gebissenen Zähne zischte er: „Paul, ich bitte Dich, diese Lieferung zu übernehmen.“ Paul wartete noch einen Moment und Brono stammelte: „Ich wäre dir sehr dankbar.“
Für einen Moment schaute Paul ihn freundlich an und nahm den Lieferschein vom Tisch. „Ok, mach‘ ich doch gerne für dich.“
Hi, wie soll ich den Zusammenhang von Bild und Text verstehen? Finde beides gut, aber was haben die miteinander zu tun?
Hallo Carola,
der Zusammenhang zwischen Bild und Text liegt für mich im Wort „Macht“. Ich sehe in dem Dialog einen kleinen Machtkampf: wer setzt sich durch. Und es geht für mich auch um den Begriff der freien Wahl. Breno meint, er hat Paul in der Hand, d.h. kann bestimmen wie es läuft. Paul sagt, er hat immer die Wahl.
Ich stimme dem zu: wir haben m.E. fast immer eine Wahl, auch wenn jede Wahl Konsequenzen hat. Daher sollten wir gut überlegen, wie wir wählen. Aber die Wahl liegt meistens bei uns.
Und mir gefällt das Ende, dass Paul nicht hämisch über Breno triumphiert, sondern ihm lächelnd den Gefallen tut. Nachdem die Machtfrage geklärt ist. 😉
Geiles Bild!
hi! cooles bild. keine macht für niemand!!
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„Ich habe immer eine freie Wahl.“
Das ist für mich der wichtigste Satz. Gibt mir zu denken.
Woraus ist das? Ist das aus einem Film?
Hallo Hans,
freut mich, wenn der Satz Dir zu denken gibt. Du kannst uns gern hier Deine weiteren Gedanken mitteilen.
Das ist nicht aus einem Film, sondern ein Auszug aus noch unveröffentlichen Texten.
Gruß,
milan