Als George Washington sechs Jahre alt war, schenkte sein Vater ihm eine kleine Axt.
Einige Tage später bemerkte der Vater Kerben in einem schönen jungen Kirschbaum und fragte seinen Sohn: „George“, fragte er, „weißt Du, wer das Kirschbäumchen dort beschädigt hat?“
George wankte einen Moment unter dem Gewicht dieser heiklen Frage. Dann blickte er seinem Vater tapfer in die Augen: „Ich kann nicht lügen“, sagte er. „Ich habe das mit meiner Axt gemacht“.
„Komm in meine Arme“, sagte der Vater voller Rührung. „Dass du meinen Baum beschädigt hast, schmerzt mich zwar, aber viel größer ist meine Freude über deine Ehrlichkeit und das Vertrauen, das du mir mit deinem Geständnis erwiesen hast.“
Noch heute steht George Washington für Ehrlichkeit, und seinen Geburtstag feiert man gerne mit Kirschkuchen.
target="_blank" Diese Geschichte illustriert für mich u.a. sehr schön den Unterschied von Inhaltsebene und Beziehungsebene: Inhaltlich steht hier die Aussage von George „Ich habe den Baum beschädigt“ und darüber könnte der Vater ärgerlich sein. Der Vater stellt jedoch die Beziehungsebene in den Vordergrund: „Du hast mir mit Deiner Ehrlichkeit dein Vertrauen ausgedrückt.“
In der Mediation lösen „Geständnisse“ auch manchmal heftige Reaktionen aus. Indem wir die Aufmerksamkeit – unsere und die der Konfliktparteien – auch auf die Beziehungsebene lenken, erhalten wir ein umfassenderes Bild der Situation.
George Washington ist hier ein Positivbeispiel „Ich kann nicht lügen“. Aber nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene scheuen die Auseinandersetzung auf der Inhaltseben. Und so riskieren sie, durch Verleugnung auch noch die Beziehungsebene zu beschädigen.
In der Mediation können wir diese Geschichte nutzen, um die Mehrschichtigkeit der Kommunikation zu verdeutlichen und den Konfliktparteien eine Wahl anzubieten, auf welche der Ebenen sie antworten möchten.
Aber es ist ein Wagnis, darauf zu vertrauen, dass das Vertrauen geschätzt wird. Hätte auch sein können, dass George eine ordentliche Tracht Prügel von seinem Dad bekommt.
tja, und dann wäre das Vertrauen hin und ein Kind zum Lügen erzogen.