Der Umgang mit Unterschieden

Audre Lorde_Differences

Audre Lord war eine amerikanische Autorin und Aktivistin, oder wie sie sich selbst bezeichnete: „a black lesbian feminist mother poet warrior„. Empfehlenswert finde ich ihre Gedichtbände, z.B. „Die Quelle unserer Macht“ und auch den Sammelband „Macht und Sinnlichkeit“.

Audre Lords Hypothese, dass uns nicht die Unterschiede trennen, sondern unsere Einstellung zu Unterschieden und unser Umgang mit ihnen, halte ich für bedenkenswert und hilfreich in unseren Mediationen. Besonders, wenn es sich um Wertekonflikte handelt. In ihrer Aussage schwingt die Zuversicht mit, dass Unterschiede nebeneinander existieren können, ja sogar, dass wir die vorhandene Vielfalt feiern könnten.

Unsere Einstellung zu Unterschieden zeigt sich in unserer mediativen Haltung: Halten wir Unterschiede eher für lästig oder sehen wir sie als ein Geschenk und eine Chance? Wollen wir Unterschiede in der Mediation nivellieren oder streben wir nach Diversität, nach gegenseitiger Anerkennung und friedlicher Koexistenz der Unterschiede? Halten wir Widersprüchlichkeit aus – zwischen den Parteien, in den einzelnen Parteien und auch in uns, oder verdrängen wir sie, weil wir mit Eindeutigkeit und Einheitlichkeit leichter umgehen können?

Auf der Handlungsebene, für den Umgang mit Unterschieden brauchen wir gutes Handwerkzeug. Das Werte- und Entwicklungsquadrat von Schulz von Thun halte ich hier für ein sehr hilfreiches Werkzeug. Schulz v. Thun nennt das Spannungsfeld der gegensätzlichen Werte die „Regenbogen-Qualität“ (z.B. Sparsamkeit und Großzügigkeit) und es geht darum, in den gegenseitigen, abwertenden Vorwürfe (hier: Geiz und Verschwendungssucht) die Ressourcen und Qualitäten zu erkennen, sie zu benennen und ihnen einen Platz zu geben.

Wie das gehen kann? Das zeige ich Ihnen gern in der Fortbildung der Regionalgruppe Südbaden-Dreyeckland des Bundesverbandes Mediation am 29. Okt.2017  in Freiburg.

2 Kommentare zu “Der Umgang mit Unterschieden

  1. Gerald*

    Hallo,
    so ein Spruch hört sich erst mal gut an, aber wie weit geht das? Was ist mit politischen Unterschieden? „Akzeptanz“ von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Diskriminierung, Mobbing?? Aber Hallo!!
    Bei alltäglichen Unterschieden („Du magst Kaffee, ich mag Tee – take it easy!“) habe ich damit kein Problem, aber gesellschaftspolitisch komme ich schnell an Grenzen dessen, was ich akzeptieren kann und will.

    Keine Toleranz bei Intoleranz!
    Gerald*

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    1. milan

      Hallo Gerald*

      danke für Deine Gedanken zu dem Spruch. Ich kann mir vorstellen, dass wir politisch gar nicht so weit auseinander liegen und es juckt mich in den Fingern, hier in eine Diskussion einzusteigen. Vielleicht in einem zweiten Schritt.

      Als Auftakt eine Frage an Dich: Audre Lord, von der dieser Spruch stammt, war ja politische Aktivistin. Nicht seicht und wischi-waschi, sie hat sich mit radikalen Positionen in verschiedenen Bürgerrechtsbewegungen engagiert und bezeichntete sich selbst als „Warrior“. Was glaubst Du, wie sie den Spruch gemeint hat? Wie hat sie ihr gesellschaftspolitische Engagement mit dieser Haltung in Einklang gebracht?

      Würde mich freuen, wenn wir hier in Austausch kommen.
      Herzliche Grüße
      milan

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