Wahrheit
Eines Tages ging der Priester des Dorfes zu Caruna, der Verrückten, um ihr ins Gewissen zu reden. Er hatte beobachtet, dass sie den Menschen, die manchmal bei ihr saßen, auch christliche Geschichten erzählte, jedoch nicht so wie seine Kirche sie lehrte, sondern in ihrer eigenen Art.
“Wenn du schon über die Bibel redest, musst du den Leuten sagen, dass es nur deine persönlichen Ideen sind.”
Caruna blickte ihn voller Unverständnis an. Der Priester versuchte zu erklären:
“Caruna, ich weiß, dass du es gut meinst. Aber dir ist doch schon klar, dass du nur eine eigene begrenzte Sicht von Gott hast und ihn nicht wirklich verstehst?!”
“Aber ja”, sagte sie leicht verwundert.
“Dann solltest du das den Menschen auch sagen. Sie glauben sonst, dass das, was du ihnen erzählst, wahr sei.”
Ein Lächeln huschte über Carunas Gesicht. Und dann konnte sie nicht anders, sie lachte lauthals los.
Sie lacht immer noch, als der Priester kopfschüttelnd aufstand und von dannen zog.
(Cora Rae: Geschichten von Caruna)