Fragen zur Arbeit mit Medien in der Mediation

In der letzten Woche habe ich einen Vortrag mit Präsentation zum Thema „Medien in der Mediation“ gehalten. Es ging um den Einsatz von Bildern, Geschichten, Metaphern und FilmClips.

Im Nachgang gab es jetzt schon eine ganze Reihe von Fragen zu diesem Thema, die ich Schritt für Schritt hier beantworten möchte. Ich werde meine Ideen und Antworten dazu schreiben und lade alle hier Lesenden ein, ihre Ideen dazu in den Kommentaren ebenso zu posten. So kriegen wir dann vielleicht einen schönen, bunten Strauß an Ideen und Gedanken zusammen.

Manche Fragen sind vielleicht nur für die Personen verständlich, die die Präsentation erlebt haben, andere Fragen sind allgemeiner gehalten.
Einige Fragen habe ich gekürzt oder sprachlich etwas verändert, um die Anonymität zu wahren und/oder damit sie allgemein verständlich sind.

Dies ist ja eine sehr grundsätzliche Frage und bei Verletzungen und Kränkungen ist ja von uns Fingerspitzengefühl gefragt. Oft zeigen die Parteien Erleichterung, wenn die Verletzung überhaupt angesprochen wird. Und wenn wir dafür eine Form finden, dies zu tun, ohne direkt der anderen Seite Schuld oder Verantwortung zuzuschieben, kann dies auch zur Entspannung zwischen den Parteien führen.

Im Kontext unseres Themas hier - Einsatz von Medien - wäre zu schauen, mit welchem Bild oder welcher Geschichte können wir einen hilfreichen Impuls geben. Ich lese aus der Frage die Hypothese heraus, dass das Ansprechen von Verletzungen - zusätzlich -schwächt. Insofern würde ich nach etwas suchen, was dieser Hypothese entgegensteht, also die Verbindung von Verletzung und Stärke. Verletzungen zu spüren erfordert Sensibilität; Verletzungen anzuerkennen erfordert Mut; Verletzungen anzusprechen erfordert Zuversicht in Heilung der Beziehung; ... Mit diesen Kontexten könnte man die Stärke betonen, die offensichtlich auch vorhanden ist, wenn Verletzung gezeigt wird.

Sie könnten auch ein Beispiel erzählen (selbst erlebt oder erfunden), wo das Zeigen eigener Verletzlichkeit sich zum Gewinn entwickelt hat.

Hier fällt mir die Kintsugi-Metapher ein, die ich genannt hatte. Krafttraining / Muskelaufbau passiert nach dem Kintsugi-Prinzip: Kleine Muskelfaserrisse (Verletzungen) werden geheilt und der Muskel ist anschließend stärker als zuvor.

Ein großer Vorteil der Arbeit mit Bildern oder Geschichten ist, dass sie viel eigenen Interpreationsspielraum lassen. Wir wollen zwar einen Impuls geben, haben da auch oft eine bestimmte Richtung im Kopf, aber entsprechend unserer mediativen Haltung sollten wir uns immer bemühen, die Reaktion auf diesen Impuls offen anzunehmen. Daher beantworte ich oft die Frage der Parteien "Was wollen Sie uns mit dieser Geschichte sagen?" nicht direkt, sondern frage lieber zurück "Was sagt sie Ihnen denn? Das ist viel wichtiger."

Und wenn jetzt hier eine Interpretation kommt, die nicht in unserem Sinne, ist, sollten wir mit dieser Interpretation mitgehen können und keinesfalls sagen "Nein, nein, das verstehen Sie ganz falsch! Diese Geschichte ist folgendermaßen gemeint: ...!"

Aber zu der Frage "Wie mache ich Mut?": Oft reicht es, die Gedanken in Richtung Mut zu lenken und mit Anknüpfung an positiven Erinnerungen ein Priming zu setzen: "Sich hier diesen Konflikten zu stellen, erfordert auch Mut. Danke, dass Sie dies hier zeigen. Wir alle sind in unserem Leben ja manchmal zögerlich und manchmal mutig. Mich würde interessieren, in welcher Situation SIE sich in ihrem Leben als mutig erlebt haben."

Und jetzt erzählen die Parteien eine Geschichte und zwar eine, wo sie Mut gehabt haben. Und im Erzählen dieser Geschichte, rufen sie den Mut in sich wieder wach und gehen in Resonanz damit.

Sehnsucht haben wir ja in der Regel nach etwas Positivem, Erstrebens- und Wünschenswerten. Was ist das für diese Menschen?

Manchen Menschen fällt es schwer, sich mit dem, wonach sie sich sehnen, zu verbinden, oder dies überhaupt zu identifizieren und zu benennen. Dann arbeite ich gern in einem ersten Schritt mit  einem allgemeinen Priming, dies könnte man z.B. mit Bildern machen. Ich würde dafür ein Bilderset nehmen - oder erstellen -, das mögliche Objekte der Sehnsucht illustriert. Vorschlag: Erstellen Sie eine Liste von Dingen, Erfahrungen, inneren Zuständen ... nach denen man sich sehnen könnte. Oder fragen Sie einige Freunde oder Freundinnen, wonach diese sich möglicherweise sehnen. (Genannt werden hier oft Ideale, Werte, Grundbedürfnisse.) Für diese Begriffe würde ich anschließend Bilder suchen, z.B. über Google-Images oder Pixabay) und diese auf Postkartengröße ausdrucken.

Mit solche einem Bilderset kann man sich jetzt dem Thema nähern, indem man die Konfliktparteien fragt, welche Sehnsucht andere Menschen (nicht sie selbst!) mit diesen Bildern verbinden könnten. Weil sie über andere Menschen reden, fällt ihnen wahrscheinlich jetzt mehr ein. Nun sind sie durch Bilder inspiriert und auf diesen Fokus geprimed.

Zu der 2. Frage ("Wie erkenne ich, wonach ..."): Wir müssen das gar nicht erkennen oder Rätsel raten, wir können danach fragen. Eine meiner Standardfragen bzgl. einer positiven Zielsetzung ist: "Angenommen, wir bearbeiten all Ihre Themen, die wir jetzt hier aufgelistet haben, zu Ihrer vollen Zufriedenheit - wohin wird Sie das im besten Fall führen? Was ist dann für Sie persönlich und für Sie beide anders und besser?"

Und ich zeige Ihnen z.B. das Bild und den Spruch von Saint-Exupéry, das ich auch in der Präsentation gezeigt habe.

Mindestens ebenso inspirierend ist für mich die Rede von Martin Luther King jr. "I have a dream!"

Ich nutze das Yin-Yang-Symbol nicht für einen spezifischen Wert, sondern um zu veranschaulichen, dass das Ganze aus zwei oder mehreren Teilen besteht. Die Konfliktparteien sind in der Wahrnehmung oft eingeengt - sehen nur ihren Part - oder halten ihre Sicht für die richtige, die logische oder sinnvolle. Wir Mediator*innen sehen (oder versuchen es zumindest) das Ganze zu erfassen.

Wertekonflikten unterscheide ich von Interessenskonflikten. In Interessenskonflikten streben wir einen pragmatischen Konsens auf der Handlungsebene an, z.B.: "Wie wollen wir etwas in Zukunft machen?" Wir brauchen eine Einigung. Bei Wertekonflikten brauchen wir diese Einigung nicht, sondern Ziel ist die friedliche Koexistenz der Unterschiede. Das Ganze hat Spannung, aber erhält auch seine Schönheit durch die Unterschiedlichkeit der Teile.
Wenn wir in Wertekonflikten versuchen, die Akzeptanz des Anderen in seinem Anderssein zu fördern, dann machen wir das nicht über die Einfühlung in den Anderen, sondern in die Einfühlung des anderen Wertes, der auch in mir ist. Der immer pünktliche Mensch, der sich über die Unpünktlichkeit des Anderen aufregt, weiß auch um den Wert von Flexibilität und Spontanität und hat diesen Wert in sich, gewichtet dies jedoch anders als die andere Person, die Spontanität so sehr schätzt und lebt, das es oft auf Kosten der Pünktlichkeit geht.
Das wird im Symbol durch den (kleinen) weißen Punkt im (großen) schwarzen Feld und dem schwarzen Punkt im weißen Feld symbolisiert. Der Weg zum Verständnis des Anderen ist also die Erkenntnis und die Anerkennung, dass das Andere auch in einem selbst ist und mit diesem Anteil in sich Frieden zu schließen.

Es gibt eine schöne Geschichte vom jungen George Washington, dem späteren Präsidenten der USA.

Als Kind bekam George Washington von seinem Vater mal eine kleine Axt geschenkt. Nach einigen Tagen bemerkte der Vater Kerben an seinen geliebten Kirschbäumen im Garten und er fragte: "George, weißt du, wer die Kirschbäume dort beschädigt hat?" George kämpfte sichtlich mit sich, aber sagte schließlich tapfer: "Vater, ich kann nicht lügen. Ich habe die Bäume mit der Axt beschädigt." Da antwortete der Vater voller Rührung: "Komm in meine Arme! Dass du die Bäume beschädigt hast, schmerzt mich zwar, aber viel größer ist meine Freude über deine Ehrlichkeit und dein Vertrauen, das du mir mit deinem Geständnis bewiesen hast."

Noch heute steht George Washington für Ehrlichkeit und seinen Geburtstag feiert man gern mit Kirschkuchen.

Nicht nur in der Mediation, sondern auch in unseren sonstigen Gesprächen stehen wir oft im Zwiespalt: Sollen wir einer Person wegen Untaten, die sie gestanden hat, grollen oder sollen wir sie für ihre Ehrlichkeit loben? Holen wir den Inhalt (die Untat) in den Vordergrund oder die Beziehung und die "Meta-Ebene" - die Ehrlichkeit?

Ich weiß nicht, ob ich als Mediator für eine Seite (Ehrlichkeit) plädieren sollte, aber ich kann dieses System ansprechen und Konsequenzen und Ambivalenzen erforschen. Die Geschichte motiviert ja nicht nur zur Ehrlichkeit, sondern sie zeigt ja auch der anderen Partei, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, mit einem Geständnis umzugehen.

Um Menschen zu helfen, in eine kreative Stimmung zu kommen, können wir wieder ein Priming nutzen. Wenn ich den Eindruck habe, dass die Parteien bei der Lösungssuche nicht besonders kreativ sind oder die erste Runde beim Brainstorming nicht viel gebracht hat, mache ich manchmal eine kurze Pause und zeige ihnen dann eine Reihe von Bildern oder Filmclips als Beispiele für Kreativität.
Kleine Auswahl: Abstand, indische Bar, Billardtisch, Hamster, oder einer meiner Lieblingsclips, ...

Das kann helfen, in die rechte Stimmung zu kommen. 🙂

Hmm, das kann ich gar nicht sagen. In der Eingangsphase nutze ich sehr häufig die Bilder, die ich auch im Vortrag gezeigt habe, z.B. das Kippbild der alten/jungen Frau. Später ist es sehr abhängig vom Verlauf. Aber sehr regelmäßig nutze ich Metaphern, die im Prozess entstehen, die greife ich auf und führe sie weiter. In meinem Beratungsraum habe ich ein kleines WhiteBoard, dort skizziere ich recht häufig, um Aussagen zu visualisieren.

Siehe Frage 7.
Es ist wirklich nicht zu verallgemeinern. Manchmal passt es, manchmal auch nicht. Es kommt auch auf meine Tagesform an, ich bin auch nicht immer gleich kreativ. Und es sind auch nicht immer die vorbereiteten "Standardgeschichten", von denen ich mittlerweile viele auf meinen Karten habe. Manchmal sind die Geschichten eher beiläufig oder informell: "Kürzlich habe ich von einem Team gelesen, die mit XYZ gekämpft haben und die sind durch Zufall auf eine witzige Lösung gekommen ...". Damit will ich dann nicht "Musterlösungen" propagieren, sondern Gedanken und Suchbewegung in bisher unberücksichtigte Richtungen lenken.

Ich hatte ja einige Beispiele für Themen während der 1. Phase -  Einleitung der Mediation - genannt. Da habe ich in der Tat ein paar Bilder und Geschichten, auf die ich immer wieder zurück greife: das Kippbild der alten/jungen Frau, um die Mehrperspektivität zu illustrieren; die Geschichte von den Blinden und dem Elefant; die Geschichte "Ein Stückchen Wahrheit", um zu verdeutlichen, dass wir immer nur Teilaspekte des Ganzen kennen. Dies ist ja die Phase, die wir am besten vorbereiten können, daher bieten sich diese Themen an, wenn ihr anfangen wollt, Geschichten oder Bildern in der Mediation (mehr) zu nutzen.

Nein, nicht routinemäßig. Manchmal fällt mir in der Reflexion einer Sitzung ein Bild oder eine Geschichte ein, die ich hätte erzählen oder das ich hätte zeigen können. Damit kann man dann in der nächsten Sitzung starten, um ein Thema nochmals aufzugreifen oder dort anzuknüpfen.

Sitzungen mit einer Geschichte zu beenden, finde ich eine schöne Idee. Das könnte ein angenehmer Abschluss sein und damit setzt man dann noch einen Impuls, der weiter wirken kann. Ich würde dann aber über die Geschichte nicht mehr sprechen, um die Wirklung nicht zu zerreden.

Eine andere Möglichkeit ist auch, an die Protokolle oder Mitschriften, die wir im Anschluss in der Regel verschicken, noch eine Geschichte anzuhängen. Da hat man dann Zeit, sich etwas passendes zu überlegen oder rauszusuchen.

Ein Bild, das ich häufig nach Abschluss einer Vereinbarung zeige, ist eine Abwandlung von diesem - Wie man Ziele erreicht.
Wenn eine Vereinbarung geschlossen wurde, sind die Parteien oft erleichtert oder auch zuversichtlich, dass jetzt alles gut wird. Aber die Umsetzungsphase hat oft noch Hürden, Rückschläge sind möglich und ich halte es für hilfreich, das auch zu erwähnen, um ggf. darauf vorbereitet zu sein und nicht den Mut zu verlieren. Darum werben wir auch immer für ein Nachgespräch oder in einigen Fällen sogar für ein begleitendes Umsetzungs-Coaching.

Menschen reagieren in der Tat recht unterschiedlich auf die Arbeit mit Medien, es ist nicht für alle Konfliktparteien gleichermaßen hilfreich. Aber das betrifft ja auch umgekehrt unsere sonstige eher "kopflastige" rein verbale oder explizite oder sachorientierte Arbeitsweise. Die muten wir ja sonst auch den Menschen zu, obwohl es für die eher emotionalen, verspielten, medien-affinen Menschen nicht so passend ist.

Sicherheit gibt m.E. vor allem dreierlei:
1.) Dass wir selbst uns sicher fühlen mit dieser Form der Arbeit, dass es für uns natürlich und authentisch ist. Dann kann unsere Sicherheit auf die Konfliktparteien übergehen.
2.) Unser Expert*innen-Status: Menschen suchen unsere Unterstützung, weil ihre gewohnten und üblichen Ansätze ja nicht mehr funktionieren. Sie kommen zu uns, weil sie etwas Neues brauchen. Das bieten wir ihnen.
3.) Die Beziehungsebene: Wenn die Beziehungsebene etabliert ist, wenn Menschen uns vertrauen, können wir sie auf viele Wege mitnehmen.

Und diese sehr "kopflastige" Menschen brauchen vielleicht eine fundierte Begründung, warum diese Ansätze Sinn machen. Die sollten wir ihnen geben können. Daher wäre es wichtig, dass wir auch "vernünftige" Erklärungen liefern können. Einfach mal im Netz ein bisschen recherchieren, z.B. hier (auf die Schnelle gefunden).

Ich glaube, dass "Einladungen" um so erfolgreicher sind, je besser sie zur Person passen, die wir einladen wollen. Pacing & Leading: Wir holen die Menschen dort ab, wo sie sind. In ihrer Welt. "Kopfige" Menschen brauchen wahrscheinlich eher rationale Erklärungen.

Für hilfreich halte ich auch, wenn wir aufzeigen können, dass das Ziel der Methode mit den Ziele der Konfliktparteien übereinstimmt. Wenn ich eine bestimmte Methode für sinnvoll halte und vorschlage, z.b. einen Stuhltausch, dann erkläre ich in der Regel nicht wie der Stuhltausch abläuft, sondern was im besten Fall damit erreicht wird. Ich würde dann z.B. fragen, "Wäre es für Sie wünschenswert, dass Ihr Gegenüber Sie besser versteht mit Ihrem Anliegen? Ja? Dann machen wir doch jetzt mal folgendes ...". Schließlich sind wir die Expert*innen für die Prozessssteuerung. Aber das bedeutet für mich auch, dass wir bereit und in der Lage sein sollten, unsere Methoden und deren Ziele gut zu erklären.

Dass wir es nicht immer allen gleichermaßen recht machen können, ist ja ein durchaus häufiges Phänomen. Das betrifft nicht nur die Arbeit mit Medien, sondern auch andere Interventionen, Methoden oder Techniken.  Aber wir können für Akzeptanz werben. Und sollten dann auch weitere Methoden in unserem Köfferchen für diese Menschen haben, die dem Einsatz von Medien eher skeptisch oder zurückhaltend gegenüber stehen.
Eine Möglichkeit, für diesen Ansatz zu werben, besteht wieder darin, die Ziele dieser skeptischen Menschen im Blick zu haben. Nach meiner Erfahrung wollen die meisten Konfliktparteien, die in eine Mediation kommen, von der anderen Seite verstanden werden. Nur wenige kommen explizit mit dem vorrangigen Ziel "Helfen Sie mir bitte, den anderen zu verstehen." Also soll sich bei dem anderen etwas verändern. Dann müssen es auch Mittel und Wege (Methoden) sein, die für den anderen Sinn machen. Das ist vielleicht vergleichbar damit (Vorsicht Metapher!), wenn Konfliktparteien unterschiedliche Sprachen sprechen, nehmen Sie z.B. eine Chinesin und einen Schweizer. Wenn der Schweizer will, dass die Chinesin ihn in seinem Anliegen versteht, braucht es jemanden, der dies der Chinesin in der für sie verständlichen Art und Sprache erklärt.
Wenn also "kopfige" Menschen von eher "bauchorientierten" Menschen verstanden werden wollen, baucht es den bauchorientierten Ansatz, um die Botschaft rüber zu bringen.

Metaphern müssen ja zum Kontext und zu den Menschen passen, daher sind sie situativ sehr verschieden. Gern nutze ich Metaphern aus dem beruflichen oder alltäglichen Kontext der Parteien. Aber manchmal ist auch gerade die Fremdheit und Unterschiedlichkeit  hilfreich, d.h. etwas aus der Tierwelt, Maschinen & Technik, vergangene Zeiten oder Science Fiction, Medizin und Physiologie ...
Eine Metapher, die ich wahrscheinlich am häufigsten nutze, ist die der Brücke für die Mediation. Dafür habe ich z.B. auch ein Bilderset, sodass ich die KPs manchmal ein Bild aussuchen lasse, für die Größe und Art der Brücke, die sie brauchen.
Ich finde das Brückenbild sehr hilfreich, weil eine Brücke ja etwas anderes ist als die Botschaften, die über die Brücke transportiert werden sollen. Wenn es zwischen den Parteien Abgründe oder Mauern gibt, dann müssen wir erst diese Brücke bauen, damit Botschaften darüber transportiert werden können. Darauf können wir anhand dieser Metapher verweisen: "Wenn es keine Brücke gibt, fallen Ihre wichtigen Botschaften, Argumente und Mitteilungen in diesen Abgrund oder prallen an der Mauer ab. Lassen Sie uns daher diese Brücke bauen!"

Einiges ist durch die Fragen oben ja schon angeklungen: Es ist möglich, dass diese Art der Arbeit ungewohnt ist und infrage gestellt wird. Und im schlimmsten Fall wird dann unsere Leitungskompetenz infrage gestellt, weil wir methodisch in einer Weise arbeiten, die bestimmte Menschen nicht verstehen oder womit wir nicht andocken können. Aber das kann natürlich auch mit allen anderen methodischen Ansätzen geschehen. Gravierende Risiken bei der Verwendung von Metaphern halte ich für gering. Sie könnten sein:
* Metaphern passen nicht, werden nicht verstanden oder lösen Widerstand aus;
* mit Metaphern wollen wir ja "Suchbewegungen" und Aha-Momente auslösen, aber es gibt keine Garantie, dass dies in die von uns beabsichtigte Richtung geht. Wir müssen also wertschätzend(!) mit den Ergebnissen umgehen, auch wenn sie unerwartet sind. Nie würde ich Interpretationen "korrigieren": "Das verstehen Sie falsch, Sie sollten das so oder so verstehen!"
* Trotzdem lenken wir mit Metaphern, holen bestimmte Aspekte in den Aufmerksamkeitsfokus, andere Aspekte treten dadurch in den Hintergrund. Wir sollen uns bewusst sein, dass dies eine selektierende Intervention ist. Aber das sind ja viele andere Interventionen auch.

Dass überhaupt diese Frage nach Risiken aufkommt, hat vielleicht damit zu tun, dass wir spüren, wir gehen damit auf unsicheren Boden, ins Interpretative und zum Teil auch Unkontrollierbare. Wir öffnen damit eine Pforte für Neues, aber wir wissen nicht genau, was das Neue sein wird.

Um die Frage gut beantworten zu können, müsste ich wissen, was das Ziel deiner Intervention wäre. Mir fallen verschiedene Geschichten/Metaphern ein, aber zu ganz unterschiedlichen Zielen: Soll es darum gehen, dem Manager zu helfen, sich bewusster zu werden, was er mit seiner Rede bewirkt, wie er mit Worten verletzen kann? Oder geht es darum, ihn zu belehren oder gar zu reglementieren? Ein Ziel könnte auch sein, die Mitarbeiterin zu stärken, dass sie die Äußerungen des Managers nicht persönlich nehmen muss oder gar als Beleidigung wertet? Denn dass er sie "beleidigt" ist ja bereits (d)eine Interpretation bzw. Bedeutungszuweisung seiner Äußerung.

Unabhängig von einem Impuls mit Geschichten oder Metaphern würde ich hier wahrscheinlich die Mitarbeiterin fragen, wie sie seine Äußerung versteht und wie es ihr damit geht. Mit ihrer Antwort bekäme der Manager ein direktes Feedback.

Aber auch bei Geschichten haben wir noch verschiedene Zielrichtungen: Man könnte entweder die Beleidigung thematisieren (Problemfokus) oder eine gewünschte Alternative - Wertschätzung und Respekt (Lösungsfokus). Für den Problemfokus könnte die Geschichte hilfreich sein von dem Mann, der seinem Hund Lebertran verabreichen wollte (ist in der Präsentation enthalten). Diese hätte den Vorteil, dass sie zwar unangemessenes Verhalten thematisiert - in der Geschichte der Zwang, beim Manager die Beleidigung - aber dies mit einem positiven Zweck verknüpft (Gesundheit des Hundes). Zum Thema Wertschätzung und Respekt gibt es viele Geschichten - einfach mal im Netz suchen.

Für die Mitarbeiterin könnte hingegen folgende Redensart hilfreich sein: "Eine Beleidigung ist nur dann eine Beleidigung, wenn der Beleidigte auch beleidigt ist." Um dies zu illustrieren könnte man ihr, bzw. den beiden die Geschichte von dem Samurai erzählen, wie er mit Beleidigungen umgeht.

Eine Antwort kommt bald.

Aber vielleicht fällt Ihnen ja auch etwas zu dieser Frage ein. Schreiben Sie es in den Kommentar (mit Bezug zu welcher Frage) und ich nehme das gern hier mit auf, sodass es auch kollegial inspirierend wird.

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